Das dritte Mittagsgespräch in diesem Jahr ist multimedial. Die Teilnehmenden sollen nicht nur hören, sondern auch sehen, Atmosphären spüren, vielleicht sogar die eine oder andere Werkshalle (fast schon) riechen. Für die Organisationsentwicklerin Silke Luinstra leben die faszinierendsten und lebendigsten Organisationen unter anderem einen Wert, der zunächste überrraschen mag: Demut. Bei uns zu Gast ist sie mit dem größten Projekt Ihrer Karriere: Filmen über Organisationen, die „Augenhöhe“ leben. Es sind besondere Filme, inhaltlich aber auch in ihrer Geschichte und Wirkung. Vielen Menschen in den letzten Jahren hat es nicht gereicht, sie zuhause anzuschauen, sondern sie haben die Filme mitgenommen nach „draußen“, in ihre Organisationen, haben sie gemeinsam angeschaut diskutiert und sie als Ausgangspunkt für so manche Entwicklung genutzt.
Das Projekt entstand auf einer Open Space Veranstaltung über die sogenannte "neue Arbeitswelt". Eine Gruppe von Teilnehmenden, darunter Silke Luinstra, hatte die Idee, das Neue nicht nur zu beschreiben, sondern zu zeigen und an konkretem Verhalten sichtbar zu machen. Ein paar Wochen später standen sie in ihrem ersten Unternehmen und begannen mit den Dreharbeiten. Sie hatten, nach erster Skepsis, mit ihrem Konzept überzeugt. Dank der positiven Resonanz auf den ersten Trailer machten sie weiter und finanzierten sich über Crowdfunding. Genau wie es dem Geist ihres Projektes entsprach, beteiligten sie auf diese Weise früh schon viele Interessierte und testeten, wie andere auf die Idee reagieren würden. Am Ende sammelten sie nicht nur über 50.000 EUR, es war auch eine Gemeinschaft entstanden, die den Film und seine Ideen nutze und verbreitete.
Inzwischen sind weitere Filme entstanden und zeigen hautnah in unterschiedlichen Institutionen, wie lebendige und förderliche Zusammenarbeit aussehen kann. Und zwar fernab von klassischer Hochglanz-„New Work“ mit Kreativräumen und Startup-Geist. Sondern in ganz normalen, zum Teil sogar sehr traditionellen und konservativen Unternehmen, die eigene Wege gefunden haben, ihrer Arbeit für Kunden ebenso wie der internen Zusammenarbeit eine neue Qualität zu geben.
Im Mittagsgespräch werden die Teilnehmenden kurze Filmsequenzen gemeinsam anschauen, hinterfragen und diskutieren, was sie gesehen haben. Sich dabei zum Beispiel Fragen zu stellen wie: Welche der gezeigten Ansätze würde ich mir für mein Team wünschen, wenn ich könnte, wenn ich wollte? Was passt vielleicht nicht zu uns? Wie kann ich in meinem Team Wertschätzung leben? Wie kann ich Veränderungen anstoßen, wenn der Kontext fix ist bzw. ich nicht einfach die Rahmenbedingungen ändern kann? Wo (und bei wem) kann ich vielleicht auch in einem sehr festgelegten Umfeld Impulse setzen, um vielleicht doch etwas zu bewirken? Dabei wird es weniger um die Frage gehen, was direkt in die Verwaltung oder die einzelnen Teams der Teilnehmenden übertragbar ist, sondern es wird eher darum gehen, wozu das Gesehene anregt – in Zustimmung und Widerspruch.